Elis Geschichte – Teil 1: Geburt

Wir starten an Tag 1, 06.06.2013, vermutlich gleichzeitig einer der schönsten und auch schlimmsten Tage in meinem Leben. Gegen 01:00 Uhr in der Nacht kommt der kleine Schnulli auf die Welt. Die Geburt verlief absolut unkompliziert. Seine Mutter, meine Wisby, war voll in ihrem Element und es lief alles nach Plan – nur die Nachgeburt wollte auch nach einiger Zeit nicht so richtig abgehen. Wir merkten aber, dass sie sich zwar langsam aber stetig weiter löste, sodass wir ihr Zeit ließen. Nach gut zwei Stunden war es geschafft und die Kontrolle ergab eine absolut vollständige Nachgeburt. Warum ich das so betone? Weil ich befürchte, dass hier im Nachhinein noch einige vielleicht sogar gut gemeinte Tipps gegeben werden. Bitte bedenkt, dass ich hier etwas sehr persönliches erzähle. Eine Geschichte, die mich damals sehr sehr viel Kraft gekostet hat und auch heute noch beschäftigt. Bitte seht also von Mutmaßungen über die Ursache der Erkrankung meiner Stute ab. Denn was folgte, war für alle Beteiligten der absolute Horror: Wisby entwickelte im Verlauf des Folgetages Geburtsrehe. Diese entsteht durch eine Vergiftung in der Gebärmutter und verursacht die typischen Symptome, die bei jeder anderen Form von Rehe auftreten können.

Bei Wisby war es so, dass sie aufgrund der Diagnose absolute Boxenruhe hatte – und folglich Eli auch. Da ihre Box in der Reithalle war und sie nur einige Schritte bis in den Hallensand gehen musste, haben wir damals entschieden, einmal täglich mit Wisby und Eli in die Halle zu gehen, damit sich der kleine Kerl überhaupt bewegen kann. Er war bei der Geburt sehr durchtrittig. Ein zusätzliches Problem, da sich dies in der Regel durch Bewegung auf hartem Boden von allein gibt. Aber eben nur dann, wenn sich das Fohlen entsprechend bewegen KANN. Zusätzlich benötigte Wisby Medikamente, die der Schnulli natürlich über die Milch aufnahm. Ich bin sehr sicher, dass wir hier bereits den Grundstein für seine folgenden Magen-Darm-Problematiken gelegt haben. Ob ich mich heute anders entschieden hätte? Nein. Denn Absetzen war damals keine Option und ich wollte, dass meine Stute lebt. 6 Wochen standen Stute und Fohlen fast ausschließlich in der Box. Eine Zeit, in der der Kleine viel zu wenig Bewegung und keine weiteren Sozialkontakte hatte. Eine Zeit, in der er und auch seine Mutter sich zusehends stressten, weil es einfach zu eng wurde. Eine Zeit, in der mir jeden Tag das Herz aufs Neue brach, als ich in den Stall kam.

Nach 6 Wochen entschieden wir, dass die beiden auf die Weide gehen. Nicht, weil es Wisby besser ging, sondern weil absehbar war, dass sie es nicht schaffen wird und wir den beiden noch ein paar schöne gemeinsame Tage an der frischen Luft schenken wollten. Nachdem wir sie morgens rausgebracht hatten fuhr ich nach Hause, weil ich nicht hinsehen wollte. Am Nachmittag klingelte mein Telefon und für mich stand fest: es ist Zeit, sich zu verabschieden. Ich hörte, wie jemand am Telefon sagte, dass Wisby munter und flott die Weide auf und ab läuft. Am Stall angekommen war ich sprachlos (Tierarzt und Hufschmied, die kurze Zeit später dazu kamen übrigens auch). Meine Stute lief lahm. Aber sie lief. Und was viel wichtiger war: es war wieder Glanz und Leben in den Augen. Klingt ein bisschen nach Klischee-Pferdemädchen-Blockbuster. Und genau so skeptisch war ich zunächst. Aber seit diesem Tag verbesserte sich Wisbys Zustand täglich, sodass wir anschließend noch viele schöne gemeinsame Jahre miteinander verbringen konnten.

Happy End? Jein. Denn der Schnulli hatte durch Wisbys Erkrankung einen denkbar schlechten Start ins Leben: wenig Bewegung, was sich ungünstig auf die Entwicklung des Bewegungsapparates auswirken kann, fehlende Kontakte zu anderen Pferden, wodurch sein Sozialverhalten sich nicht entsprechend entwickelte, Aufnahme von Medikamenten über die Muttermilch, was zu Reizungen bis Schädigungen der Magen-Darm-Schleimhäute führen kann, und durch all das: ein permanent hohes Stresslevel. Stress ist eine der häufigsten Ursachen für Magen-Darm-Erkrankungen beim Pferd. Wie sich das ganze Dilemma konkret auf den Schnulli ausgewirkt hat, erzähle ich euch in den kommenden Beiträgen.

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